Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an allen Lebens- und Gesellschaftsbereichen ist ein wichtiges Ziel – darin waren sich Experten wie Teilnehmer des Seminars „Inklusion und Anforderungen an die Kommunalpolitik“ schnell einig. Aber wie kann das derzeit und in Zukunft ganz konkret aussehen und welche Rolle spielt die Schule dabei? Bei diesen Fragen wurde deutlich, wie bereichernd der Austausch im Seminar sein kann. In sehr engagierten Diskussionen brachten sich Elternvertreter, Regelschul- und Förderschullehrer, Lehramtsstudenten, ehrenamtlich- und politisch Engagierte gleichermaßen ein.
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) ist Schulträger von über 40 Schulen von denen 38 Förderschulen sind. Im Austausch mit Peter Anders, LVR-Fachbereichsleiter Schulen, den wir als Experten zu einem Video-Chat eingeladen hatten, wurde deutlich:
- Warum nicht nur der Eltern- sondern auch der Kinderwille bei der Schulwahl eine wichtige Rolle spielt
- Warum Inklusion keine Schul- sondern eine Haltungsfrage ist
- Wie Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern dasteht, nicht zuletzt auch bei den Bildungsinvestitionen
- Welche Unterstützung Förderschulen in Zukunft leisten können gerade im Bereich Inklusion und gemeinsamer Unterricht
Ganz praxisnahe und sehr beeindruckende Einblicke erhielten alle Teilnehmer im Gespräch mit Thorsten Schmitz, der als Gesamtschullehrer über seine Erfahrungen mit inklusiver Beschulung sprach. Alle Teilnehmer waren von der dort geleisteten Arbeit und der positiven Einstellung sehr angetan. Dieses Fallbeispiel machte anschaulich:
- Welchen großen Unterschied lokales Engagement vor Ort macht
- Dass Gesamtschulen den Umgang mit heterogenen Lerngruppen eher gewohnt sind als andere Schulformen
- Wie wichtig die Vorbereitung, Weiterbildung und begleitende Beratung der Regelschullehrer ist und dass hier noch Potenzial brach liegt
- Dass das richtige Modell für Inklusion ein entscheidender Faktor nicht nur für den Erfolg, sondern auch für die Akzeptanz sein kann
In der Abschlussrunde mit Dr. Magnus Buhlert, Bildungspolitiker aus der Bremer Bürgerschaft und Dr. Wolfgang Patzwahl vom Netzwerk Inklusion Bayern wurden noch mal wichtige Diskussionspunkte zur Inklusion insgesamt wie auch im Bereich Schule aufgegriffen. Bei wesentlichen Positionen bestand am Ende auch hier weitestgehend Einigkeit. Klar wurde:
- Dass Inklusion nicht scheitern darf und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist
- Dass Bildung mehr ist als ein gemeinsamer Schulbesuch oder ein gemeinsamer Abschluss
- Wie wichtig Heterogenität und vor allem der Respekt und die Akzeptanz des Verschiedenseins sind
- Dass wir kleinere Klassen brauchen, gerade aber nicht nur wenn es um Inklusionsklassen geht
- Dass Bildung wie Inklusion keine Sparmodelle sein dürfen, sondern Geld kosten
Am Ende des Seminars stand nicht nur ein sehr reger und anregender Austausch, das Seminar lieferte auch viele Erkenntnisse, die in einem konkreten Ergebnis festgehalten wurden. Gemeinsam verfassten alle Beteiligten ein Positionspapier zu „Gelingensbedingungen für schulische Inklusion“, das nach erfolgter Endredaktion auch an dieser Stelle veröffentlicht wird.
Ein Beitrag von Petra Pabst